
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein mächtiges Hilfsmittel beim Führen. Doch sie kann menschliche Führung nicht ersetzen – unter anderem, weil sie keine Verantwortung übernehmen kann und über kein Gewissen und Bauchgefühl verfügt.
„Künstliche Intelligenz? Das ist doch ChatGPT?“ Nein, künstliche Intelligenz ist längst mehr als ein cleverer Chatbot. KI-Systeme beeinflussen inzwischen viele Entscheidungsprozesse in Unternehmen, lenken Geschäftsmodelle und verändern unsere Arbeitsweise. Die Frage ist also nicht mehr, ob die KI die (Arbeits-)Welt verändert, sondern wie Führungskräfte sie sinnvoll nutzen können – zum Beispiel zur Teamführung. Die Frage ist auch nicht mehr, ob Führung mit KI funktioniert, sondern wie mit ihr menschliche Führung wirkungsvoller gestaltet werden kann.
KI – eine Software, die fast wie ein Mensch denkt
KI-Systeme ahmen – vereinfacht formuliert – menschliche Intelligenz nach, indem sie Muster erkennen, aus Erfahrungen lernen und eigenständig Probleme lösen; ähnlich wie unser Gehirn durch Wahrnehmung, Analyse und Anpassung Entscheidungen trifft und aus Fehlern lernt. Und ihre modernste Form, die generative KI? Sie generiert inzwischen die unterschiedlichsten Inhalte wie Texte, Bilder usw. in einer so hohen Qualität, dass wir zuweilen vergessen, dass sie „nur“ ein Tool ist. Doch ihre wahre Stärke liegt im Lernen, denn KI- Systeme entwickeln sich mit jeder Interaktion weiter. Vorausgesetzt, wir teilen ihnen mit, was an ihren „Ausarbeitungen“ aus unserer Warte noch nicht okay ist.
KI kann keine Verantwortung übernehmen
KI kann menschliche Führung nicht ersetzen, denn Führung bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen – für Menschen, Entscheidungen und deren Konsequenzen. Es geht darum, Situationen nicht nur analytisch zu bewerten, sondern sie auch im richtigen Kontext zu verstehen und entsprechend zu handeln.
Genau hier liegt die Grenze von KI: Maschinen können keine Verantwortung übernehmen, weil sie weder verstehen, was Verantwortung bedeutet, noch ihr Handeln rechtfertigen können. Ein entscheidender Grund hierfür ist: Tools wie die KI-Systeme haben kein Bewusstsein. Sie „wissen“ nicht, dass sie existieren, und reflektieren ihre Entscheidungen nicht.
Eine Führungskraft überlegt, bevor sie handelt:
Welche Auswirkungen hat meine Entscheidung? Was passiert mit den Menschen, die betroffen sind? Ist meine Entscheidung moralisch vertretbar?
KI-Systeme hingegen folgen nur Algorithmen. Sie berechnen Wahrscheinlichkeiten, erkennen Muster und optimieren Entscheidungen auf Basis statistischer Zusammenhänge: Aber sie verstehen nicht, was richtig oder falsch ist.
Die KI ist und bleibt ein Tool Auch kulturelle und soziale Sensibilität lässt sich nicht programmieren. Eine Führungskraft liest zwischen den Zeilen. Sie erkennt, wann und wo Klartext gefragt ist und wann eher leise Töne angesagt sind, zum Beispiel, weil in gewissen Kontexten und Konstellationen ein klares „Nein“ – aufgrund übergeordneter Ziele – wenig zielführend wäre.
All diese Aspekte zeigen: KI kann zwar ein mächtiges Werkzeug beim Führen sein, sie ist aber kein Ersatz für menschliche Führung.
Barbara Liebermeister
Barbara Liebermeister leitet das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Wiesbaden (www.ifidz.de). Die Managementberaterin und Vortragsrednerin ist u.a. Autorin des Buchs „Führen mit Alpha Intelligence: Startklar für die Arbeitswelt der Zukunft“, das im Haufe-Verlag erschienen ist.
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