Das 49 Euro Bahn-Ticket könnte schon eine gute Sache sein, die sich unsere hochkreativen Politiker haben einfallen lassen. Die Züge sind zum Bersten voll und auf den Bahnsteigen herrscht ein Gedränge wie im morgendlichen Berufsverkehr in der S-Bahn. Zumindest umfallen kann da niemand. So weit, so gut, oder auch nicht gut?
Glücklicherweise ist der Berufs- und Schülerverkehr auf die Werktage beschränkt, am Wochenende wird es schon so schlimm nicht sein, meinen zumindest die Bahnreisenden, die mit Sack und Pack, samt Fahrrad unterwegs sind. Massive Verspätungen und blaue Flecken sind garantiert. Wobei wir beim eigentlichen Problem der Bahn sind. Die Verspätungen schaukeln sich hoch. Aus zehn Minuten wird schnell eine Stunde, die Anschlüsse passen eben so wenig zusammen, wie die angegebenen Ankunfts- und Abfahrtsgleise.
Aber die Bahn lässt ihre Fahrgäste nicht hängen, alle paar Minuten erfolgt eine Durchsage, dass der erwartete Zug nun mit weiteren 30 Minuten Verspätung eintreffen wird. Nur nicht auf Gleis 12, sondern auf Gleis 3. Alle Mann mit Sack und Pack und Fahrrad marschieren ab in Richtig Gleis 3. Nicht alle, denn die Durchsagen erfolgen nun immer mehr weltmännisch in Englisch. Wer das nicht versteht, bleibt stehen und wartet auf den nächsten verspäteten Zug.
Zusammengefasst heißt das: Fahrt von Mannheim nach Tübingen. Reguläre Fahrzeit, inklusive Umsteigezeit in Stuttgart: 116 Minuten. Tatsächliche Reise- und Wartezeit durch verspätete Abreisezeit in Mannheim und 238 Minuten Wartezeit in Stuttgart wegen laufender Zug- und Gleisänderungen. Da dann immer noch nicht absehbar war, wann wirklich ein Zug von Stuttgart nach Tübingen fährt, Entscheidung für eine 37 Minutenfahrt mit dem Taxi. Mit dem 49 Euro Bahn- Ticket konnte der Taxisfahrer nichts anfangen. Billig gekauft kann oft sehr teuer sein!